Schalte deine Server aus

TL;DR Schalte deine Server aus. Verwende den Scream-Test. Kümmere dich um Ängste. Gehe zu Lightswitch Ops über.

Eine einfache Möglichkeit, deine CO2-Emissionen zu reduzieren (und dabei etwas Geld zu sparen), ist es, deine Server auszuschalten! Wahrscheinlich nicht alle und nicht für immer, aber es gibt sicherlich Maschinen, die nicht vollständig ausgelastet sind. Du kennst sicher ein oder zwei Server, die seit Monaten ungenutzt herumstehen, oder Maschinen, die nur während der Geschäftszeiten genutzt werden.

Der Stromverbrauch eines Servers im Leerlauf ist immer noch ein erheblicher Teil des maximalen Stromverbrauchs.

Energie Verhältniss gsf quelle green software foundation

Der Scream-Test

Herauszufinden, ob ein Server noch genutzt wird, klingt nach einer komplizierten Aufgabe, vor allem, wenn die Besitzerinformationen veraltet oder nicht vorhanden sind. Aber Microsoft hat eine Lösung für dieses Problem gefunden: Der Scream-Test

Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wie das funktioniert. Schalte einen Server aus, bei dem Du vermutest, dass er nie oder selten genutzt wird, und warte, bis jemand sich meldet und beschwert.

Aus dem Artikel: Microsoft beschreibt ihren Prozess wie folgt:

What’s the Scream Test? Well, in our case it was a multistep process:

  1. Display the message “Hey, is this your server, contact us?” on the sign-in splash page for two weeks.
  2. Restart the server once each day for two weeks to see whether someone opens a ticket (in other words, screams).
  3. Shut down the server for two weeks and see whether someone opens a ticket. (Again, whether they scream.)
  4. Retire the server, retaining the storage for a period, just in case.

Microsoft konnte auf diese Weise offenbar 15% ihrer Server abschalten. Das ist eine deutliche Reduktion des Energieverbrauchs und eine grosse Kostenersparnis.

Server mit einem Zeitplan

In deiner Organisation gibt es sicherlich Server, die einen festen Zeitplan haben, wann sie genutzt werden. Viele Dienste werden nur während der Geschäftszeiten benötigt und können ausserhalb dieser Zeiten abgeschaltet werden. Selbst wenn diese Dienste viele 9en in ihren Verfügbarkeitsanforderungen haben, gilt dies möglicherweise nur während definierter Stunden.

Eine Sache, die Du bei solchen Systemen beachten musst, sind Batch-Jobs. Diese werden oft nachts ausgeführt. Wenn Du die Systeme zu dieser Zeit ausschaltest, können sie offensichtlich nicht laufen. Du musst sie in die geplante Betriebszeit verschieben und genügend Zeit einplanen, damit sie fertig werden. Oder vielleicht ist es sogar möglich, sie während einiger Stunden mit geringer Auslastung tagsüber auszuführen?

Berücksichtige auch mögliche Abhängigkeiten, wenn Du planst, Systeme ausserhalb der regulären Zeiten herunterzufahren. Ein anderer Dienst oder ein anderes System könnte von der Maschine abhängen, die Du abschalten möchtest, und nach einem anderen Zeitplan arbeiten. Zum Beispiel könnte ein Datenbankserver oder ein Authentifizierungssystem von anderen Anwendungen benötigt werden. Abhängig von Deiner Organisation kannst Du es einfach ausprobieren (ein weiterer Scream-Test), versuchen, die Abhängigkeiten zu dokumentieren, oder die Abschaltzeiten über alle Systeme hinweg synchronisieren.

Und was, wenn es nicht wieder startet?

Das ist eine berechtigte Sorge, die viele davon abhält, Maschinen herunterzufahren. Denk mal so darüber nach: Würdest Du potenzielle Probleme lieber während eines kontrollierten Tests auf eigenen Bedingungen entdecken? Oder möchtest Du diese Entdeckung lieber in einer Incident-Situation machen, wenn der Server im ungünstigsten Moment ausfällt?

Der Schlüssel ist, das Herunterfahren systematisch anzugehen. Führe detaillierte Aufzeichnungen darüber, welche Server heruntergefahren werden, warum und wann. Durch die Anwendung eines Prozesses wie im Scream-Test (regelmässige Neustarts) kannst Du sicherstellen, dass die Maschinen wieder hochkommen.

Light Switch Ops

Wenn Du all das systematisch und konsistent umsetzen kannst, wird dies als “Lightswitch Ops” bezeichnet. Diese Methode behandelt das Server-Management mit der gleichen Einfachheit wie das Betätigen eines Lichtschalters – Ressourcen werden je nach tatsächlichem Bedarf ein- und ausgeschaltet. Damit Lightswitch Ops jedoch wirklich in Deiner Organisation Fuss fassen kann, ist es entscheidend, die Ängste und Unsicherheiten zu überwinden, die oft mit dem Abschalten von Servern verbunden sind. Diese resultieren typischerweise aus Bedenken über Ausfallzeiten, Nichtverfügbarkeit oder Betriebsstörungen, falls ein Server nicht wie erwartet wieder eingeschaltet werden kann.

Indem Du einfach anfängst und den Prozess nach und nach auf immer mehr Server ausweitest, kannst Du Vertrauen aufbauen und schliesslich eine Gewohnheit daraus machen. Lightswitch Ops sollte Dein Endziel sein und nicht der erste Schritt (in der Green Software Maturity Matrix kommt dieser Schritt auf Level 3 und nicht von Anfang an).

Fazit

Das Abschalten ungenutzter oder unterausgelasteter Server ist ein einfacher Schritt, der den Energieverbrauch und die Betriebskosten erheblich reduzieren kann. Indem Du herausfindest, wo diese Praxis anwendbar ist, und sie systematisch umsetzt, kannst Du zu einer nachhaltigeren IT-Landschaft beitragen.

Kleine Massnahmen, wie das Ausschalten eines ungenutzten Servers, können grosse Auswirkungen haben. Also frag Dich: Sind wirklich alle Deine Server gerade notwendig? Wenn nicht, ist es Zeit, sie abzuschalten und einen Schritt in Richtung einer grüneren Zukunft zu machen.